Ob Unwetter, Hochwasser, Ölschaden oder Stromausfall – bei vielen Schadensfällen sind die ehrenamtlichen THW-Helfer im Einsatz. Als Katastrophenschutzorganisation des Bundes unterstützt das THW bei größeren Katastrophen die Feuerwehren und andere Rettungs- und Hilfsorganisationen. In Hilpoltstein ist das THW eine Institution, die gemeinsam mit den anderen Hilfsorganisationen wichtiges für die Allgemeinheit leistet. Nur die Zusammenarbeit aller Beteiligten führt dazu, dass effektiv geholfen werden kann.
Die Gründungszeit
Schon zur Gründungszeit versetzte der einfache Leitgedanke „Hilfe für Menschen in Not“ sowie der Wille der Akteure sprichwörtlich Berge. Nach nur einem knappen halben Jahr Vorbereitung, wurde am 28. Januar 1966 im Hilpoltsteiner „Terrassen-Café“ der Hilpoltsteiner THW-Ortsverband gegründet und eine THW-Fahne sowie ein Dienstschild übergeben. Bauingenieur Dieter Popp war der erste THW-Ortsbeauftragte des 85. bayerischen Ortsverbandes und leitete diesen bis 2003. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Landrat Dr. Ignaz Greiner und der Bürgermeister der Stadt Hilpoltstein, Josef Lang. Seit diesem Tage an sind die THW-Helfer zur Stelle, wenn in Not geratene Mitmenschen Hilfe benötigen.
Als Unterkunft diente den 15 Aktiven zunächst ein vom Landratsamt zugewiesener Garagenraum auf dem Gelände des Kreisbauhofes in der Freystädter Straße. Die stetig wachsende Helferzahl und die Zuteilung von weiteren Fahrzeugen und Geräten erforderten eine neue Bleibe. Eine Zwischenlösung waren im Jahr 1968 angemietete Räumlichkeiten auf dem Areal der Familie Schindhelm an der Industriestraße. Mit der Einweihung der neu errichteten Unterkunft sowie einer Fahrzeughalle im Gewerbegebiet „Am Kränzleinsberg“ im Juni 1983 bezog der Ortsverband eine dauerhafte Unterkunft.
Dank des hohen persönlichen Engagements der Helfer konnten Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen teilweise in Eigenregie und kostengünstig durchgeführt werden. Gleiches galt für den Fuhrpark. So wurde 1966 ein ausgemustertes Postauto instandgesetzt und für den Transport von technischen Gerätschaften umgebaut. Aus NVA-Beständen erstand der Ortsverband im August 1992 aus Okrilla bei Dresden ein Mehrzweckarbeitsboot. Neben dem Farbwechsel von graugrün auf THW-Blau wurden auch die beiden vorhandenen 30-PS-Außenbordmotoren gegen einen 90-PS-Motor getauscht.
Weltweit aktiv
Einsatzschwerpunkt bildet regelmäßig die stark befahrene Bundesautobahn A9. Bei Unfällen unterstützen die THW-Kräfte die örtlichen Feuerwehren und Rettungskräfte bei der Rettung von Personen, übernehmen die Stauabsicherung, leuchten Einsatzstellen weiträumig aus oder bergen Sachwerte.
Die Bergung eines Fahrgastschiffes auf dem Main-Donau-Kanal im Februar 2004 war einer der schwierigsten und längsten Bergungseinsätze für die THW-Helfer im Landkreis Roth. Das gesunkene Schiff musste zunächst abgedichtet und anschließend mit Hochleistungspumpen geleert werden.
Zahlreiche Hochwasser – von der nahegelegenen Donau bis hin zur Elbe und Oder – erforderten in den vergangenen Jahren die tatkräftige Hilfe der Hilpoltsteiner.
Bei mehreren Auslandseinsätzen konnten sie ebenfalls ihre Kenntnisse unter Beweis stellen: Im Ecuador beim Brückenbau, in Rumänien beim Hilfsgütertransport, in Goma/Zaire bei der Flüchtlingshilfe oder im krisengeschüttelten Albanien in den 90er Jahren.
Weiterentwicklung des Ortsverbandes
Mit dem Wechsel an der Spitze des Ortsverbandes im Januar 2003 wurde gleichzeitig ein neues Kapitel in der Ortsverbandsgeschichte geschrieben. Dieter Popp und dessen Stellvertreter Johann Schneck wurden verabschiedet. Mit der Führung des Ortsverbandes wurden Werner Hentschel und dessen Stellvertreter Armin Meinelt beauftragt.
Mit der Einführung des Komponentenmodells wurde im Jahr 2004 die Aufstellung der THW-Einheiten bundeseinheitlich geregelt, was gleichzeitig zu einer nachhaltigen Modernisierung des Fuhrparks und der Ausstattung führte. So spezialisierte sich der Ortsverband mit zwei Fachgruppen auf die Schwerpunkte „Führung und Kommunikation“ sowie „Wassergefahren“. Heute zählt der Ortsverband rund 280 Mitglieder, die mit Begeisterung dabei sind und dem Ortsverband ein unverwechselbares Gesicht geben.
Eigener Verein unterstützt
Im November 1986 hatten die THW-Helfer einen eigenen Verein unter dem Vorsitzenden Johann Schneck gegründet. Ziel war es, die ehrenamtliche THW-Arbeit besser zu unterstützen. Über den Verein konnte von nun an zusätzliche Spezialausstattung angeschafft werden, die mit den vom Bund bereitgestellten Mitteln nicht möglich gewesen wären. Daneben ist die Förderung der Jugendarbeit eine wichtige Aufgabe der „THW-Helfervereinigung Hilpoltstein e.V.“.
Aktive Jugendgruppe
Die allgemeine Wehrpflicht garantierte dem THW einst Nachwuchs für den Katastrophenschutz. Mit deren Aussetzung im Jahr 2011 änderte sich dies schlagartig. Das THW ist zwar immer noch eine Behörde im Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums, jedoch nun eine Freiwilligenorganisation. Den Nachwuchs gewinnt der Ortsverband aus der eigenen THW-Jugendgruppe, die 1996 unter der Leitung von Klaus Stöhr und Dieter Kobras gegründet wurde. Nach dem Motto „Spielend helfen lernen“ können Mädchen und Jungens zwischen zehn und 17 Jahren Mitglied werden. Danach ist ein fließender Übergang in den aktiven Dienst als THW-Helfer möglich. In spielerischer Form lernen die Jugendlichen den Technikbaukasten des THWs kennen.
„Tag der offenen Tür“ im Jubiläumsjahr
Mehrere Projektteams haben sich im vergangenen Jahr um die Planung des bevorstehenden Jubiläums gekümmert. So wurde eine umfangreiche Festschrift ausgearbeitet, die einen näheren Einblick in die Katastrophenschutzorganisation und den Ortsverband ermöglicht.
Den 50. Geburtstag ihres Ortsverbandes feiern die Katastrophenschützer am 20. Februar mit einem bunten Festabend in der Hilpoltsteiner Stadthalle mit zahlreichen geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und den verbundenen Rettungs- und Hilfsorganisationen.
Den 12. Juni sollte man sich jetzt schon einmal vormerken. Hier öffnen die THW-Helfer Tür und Tore auf dem Unterkunftsgelände. Verschiedene Mitmachstationen warten auf die Besucher und ermöglichen die einmalige Chance, in die Rolle eines THW-Helfers zu schlüpfen und technische Gerätschaften einmal selbst auszuprobieren.
Text: Bernhard Bergauer
Foto: Bernhard Bergauer