Das THW ist jederzeit mit großem ehrenamtlichen Engagement und viel Expertise einsatzbereit. Das zeigte sich wieder einmal Ende Mai und Anfang Juni diesen Jahres. Diesmal sorgte das Tief „Orinoco“ für extremen Starkregen. In Südbayern waren besonders Pfaffenhofen an der Ilm, Regensburg, Augsburg, Donauwörth und Günzburg betroffen. Wenn Flusspegel steigen, Sturzfluten sich ihren Weg bahnen und Menschen in Not geraten, hält das THW zahlreiche Einsatzoptionen vor, um in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Akteuren des Bevölkerungsschutzes (u.a. Feuerwehr, Krisenstäbe der Landratsämter) schnelle und kompetente Hilfe zu leisten.
Mit Sandsäcken gegen die Flut
Gleich zu Beginn der Hochwasserkatastrophe ereilte den Hilpoltsteiner THW-Ortsverband der erste überörtliche Hilferuf. Am 1. Juni machte sich ein Team aus 15 Einsatzkräften auf den Weg nach Manching, um dort zu schützen, was noch zu schützen war. Der Sandsackverbau bildete hier den Einsatzschwerpunkt. Gemeinsam mit weiteren Helfer:innen aus anderen THW-Ortsverbänden wurden hunderte von Sandsäcke mit Muskelkraft bewegt, um Dämme und die Infrastruktur zu sichern. Im Hintergrund lief für die Deichverteidigung eine Maschinerie an, bei der jedes Rädchen ins nächste greifen musste. Fragen des strategischen Vorgehens, der Logistik und der Koordinierung von Kräften mussten geklärt werden. Auch hier unterstützen Experten des in Hilpoltstein stationierten Fachzugs „Führung- und Kommunikation“ und nahmen Aufgaben in der Einsatzabschnittsleitung war.
Großes Medieninteresse bedarf einer Koordination
Gerade zu Beginn von Katastrophen steigt das Medieninteresse überproportional an und Anfragen bedürfen einer Beantwortung. So wurde durch den THW-Landesverband Bayern sogleich das Media Team alarmiert. Dabei handelt es sich um speziell ausgebildete ehrenamtliche Helfer:innen aus verschiedenen bayerischen THW-Ortsverbände, die in Zweitfunktion bei Großschadenslagen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit den Landesverband unterstützen. Liam Flohry und Bernhard Bergauer waren für zwei Tage im Raum Schwabmünchen im Einsatz und unterstützen u.a. das Landratsamt Augsburg in den Bereichen Presse- und VIP-Betreuung sowie Einsatzdokumentation in Video- und Fotografie.
Beratung für die Krisenstäbe
Um effiziente Hilfe vor Ort zu leisten, bedarf dies einem abgestimmten Vorgehen der beteiligten Akteure für den Bevölkerungsschutz. In Großschadenslagen werden Stäbe gebildet, um jederzeit einen Überblick über die Einsatzlage sicherzustellen und die Hilfe zu koordinieren. Gleich mehrmals wurden unsere beiden Zugführer Michelle Gemeinhardt und Sebastian Luft zur Unterstützung im so genannten „LuK-Stab“ nach Neuburg angefordert. Mit dabei auch unsere THW-Fachberater Felix Erbe und Alexander Regensburger. Fachberater beraten den Stab über die Einsatz- und Unterstützungsmöglichkeiten der Technischen Züge und Fachgruppen des THWs. So kann Hilfe unbürokratisch und auch wirkungsvoll organisiert werden.
Technische Berater und Spezialausstattung zum Schutz der Umwelt
Öltanks wurden durch die Wassermassen in Wohnhäusern aus ihrer Verankerung gerissen, Öl trat aus und vermischte sich mit dem Hochwasser. Eine wichtige Aufgabe war in Zusammenarbeit mit den Feuerwehren die Trennung von Öl-Wasser-Gemischen. Mit speziellen Ölfilteranlagen des THWs konnten im Verlauf des Einsatzgeschehens fünf Millionen Liter Öl-Wasser-Gemisch gereinigt werden. Dies entspricht etwa 34.000 Badewannen.
Mit Alexander Regensburger und Sebastian Luft stehen im Hilpoltsteiner THW-Ortsverband zwei ausgebildete Technische Berater „Ölschaden“ zur Verfügung. Mehrmals wurden die Experten nach Schrobenhausen und Günzburg alarmiert, um dort die Schadenslagen zu beurteilen und Maßnahmen zum Schutz der Umwelt zu empfehlen.
Mit der Ölsperre des Landkreises Roth setzten die Hilpoltsteiner Helfer:innen in Schrobenhausen dem Öl wirkungsvolle Grenzen. Öl beseitigte das Einsatzteam mit Hilfe der speziellen Ausstattung zur Bekämpfung von örtlichen Abwasser- und Ölschäden aus unserem Oldtimer – dem AÖ. Ein Mercedes Benz LA 911 aus dem Jahr 1978 leistete bei diesem Einsatz wertvolle Hilfe.
Pumparbeiten sorgen für trockene Füße und Keller
Nach dem Unwetter schien die Sonne. Die Wassermassen aber blieben und mussten aufwändig abgepumpt werden. Gerade bei Gebäuden mit Öltanks handelte es sich oft um ein Öl-Wasser-Gemisch, welches eine aufwändige Separation erforderte. Insgesamt 23 Helfer:innen waren hierfür mehrere Tage in Baar-Ebenhausen im Einsatz, um Wasser aus Kellen abzupumpen, damit die weiteren Aufräumarbeiten starten konnten.
Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser
Am 15. Juni erhielt die Bergungsgruppe noch einen letzten Einsatzauftrag. In Neuburg unterstützten acht Helfer:innen den Rückbau des mobilen Hochwasserschutzes.
Das Team hinter dem Team
Damit unsere Einsatzkräfte vor Ort wirkungsvoll Hilfe leisten können, bedarf dies neben einer fachlichen Ausbildung auch funktionsfähige Gerätschaften. Hier gilt ein herzliches Dankeschön an unseren Schirrmeister Maximilian Rupp sowie allen helfenden Hände, die sich um die Einsatzbereitschaft der Materialien und Gerätschaften kümmern oder sich in der Fachausbildung unserer Helfenden engagieren.
Umfangreiche und langanhaltende Einsätze bedürfen auch innerhalb des THW-Ortsverbandes eines LuK-Stabs. Dieser bereitet den Einsatz der Helfenden vor und nach. Dieter Kobras und Alexander Regensburger waren hier – zu jeder Tages- und Nachtzeit – in enger Abstimmung mit der THW-Regionalstelle Ingolstadt, um personelle Ressourcen zu planen und die Vielzahl an Einsätzen administrativ zu bearbeiten.
Dank und Anerkennung an Einsatzkräfte
Allen unseren Einsatzkräften gilt höchster Respekt für die Bereitschaft, kurzfristig private und berufliche Prioritäten hinten anzustellen, um anderen Menschen aus Notsituationen zu helfen. „Vielen herzlichen Dank für euer tatkräftiges Engagement in den Hochwassergebieten oder auch in unserem Ortsverband“, so Ortsbeauftragter Alexander Regensburger.
„Mein Dank gilt auch den Familien, die auf ihre Lieben während der Einsätze verzichteten, und die Arbeitgebenden, die sie freigestellt haben.“, erklärte THW-Präsidentin Sabine Lackner nach Einsatzabschluss.
Text: Bernhard Bergauer
Fotos: THW OV Hilpoltstein, Nicole Endres (THW Media Team LV Bayern)