20.06.2016

Die Pegel fallen – die Arbeit bleibt

Der erste Juni wird den Bürgerinnen und Bürgern aus Simbach am Inn wohl noch jahrzehntelang in Erinnerung bleiben. Dort verwandelte eine verheerende Sturzflut den niederbayerischen Ort mit seinen rund 9.800 Einwohnern in wenigen Stunden in ein Katastrophengebiet. Sieben Menschen kamen bei dem plötzlich auftretenden Hochwasser ums Leben und rund 1.000 Menschen wurden obdachlos. Um die Arbeit der eingesetzten THW-Einheiten zu koordinieren, waren vier Führungskräfte der Fachgruppe „Führung und Kommunikation“ aus Hilpoltstein für eine Woche am Ort des Geschehens im Einsatz.

Innerhalb von kürzester Zeit sorgten die starken Regenfälle im Landkreis Rottal-Inn für den Anstieg der Pegel des Simbachs um bis zu fünf Meter. Vom anschließenden Hochwasser wurde insbesondere die Stadt Simbach stark getroffen. Dort wurde am ersten Juni Katastrophenalarm ausgerufen. Zahlreiche Helferinnen und Helfern von Feuerwehr, Technischen Hilfswerk, Bayerischen Roten Kreuz, Johanniter, Bundeswehr sowie unzählige nicht organisierte Helfer nahmen den Kampf gegen das Hochwasser auf. Für sieben Personen kam letztendlich jegliche Hilfe zu spät und der Schaden, den das Hochwasser verursachte, beläuft sich nach den aktuellen Schätzungen auf mehr als eine Milliarde Euro.

 

Nach dem Rückgang der Pegel hieß es in ganz Simbach nach vorne blicken. So mussten Keller leergepumpt, verunreinigtes Wasser von Öl gereinigt und tonnenweise Schutt und Schlamm aus der verwüsteten Stadt heraustransportiert werden. Dabei ließ man die Bürger nicht im Stich. So brachten zahlreiche Hilfsorganisationen ihre Fachkompetenzen ein und waren mit Spezialgeräten vor Ort im Einsatz. Die Hilfsbereitschaft war sogar so groß, dass freiwillige Helfer aus dem gesamten Bundesland in den niederbayerischen Ort reisten, um den Flutopfern tatkräftig unter die Arme zu greifen.

 

Einer der Schwerpunkte des THW-Einsatzes bildete die Trinkwasserversorgung. Mit zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen bereitete das THW mehr als 2,3 Millionen Liter Trinkwasser auf und führte dieses dem örtlichen Wasserversorgungsnetz zu. Da die „blauen Engel“ die mobilen Aufbereitungsanlagen oft bei Naturkatastrophen im Ausland im Auftrag der Bundesregierung verwenden, um damit die Notversorgung der Bevölkerung sicherzustellen, spricht man jetzt schon aufgrund der hohen Menge an Trinkwasser vom größten Trinkwassereinsatz des THWs in Deutschland. Mithilfe einer Ölseparationsanlage reinigten die THW-Helfer in Simbach außerdem 750.000 Liter Wasser, das mit Öl verschmutzt war. Mit Hochleistungspumpen legten die THW-Kräfte vollgelaufene Keller trocken, stellten mit Notstromaggregaten Strom zur Verfügung und beseitigten Schutt und Geröll.

 

Diese vielfältigen Aufgabenschwerpunkte erforderten aber stets auch ein koordiniertes Vorgehen, um die Effizienz der eingesetzten Gerätschaften und Kräfte sicherzustellen. Um die Arbeit der rund 200 ehrenamtlichen THW-Kräfte entsprechend der Bedarfsanforderungen zu koordinieren, verfügt das THW über die Fachgruppe „Führung und Kommunikation“. Diese Einheit behält stets den Überblick über die Gesamtlage. Im „Führungs- und Lageraum“ werden die identifizierten Schadenstellen visualisiert, notwendige Maßnahmen definiert und diese in Einsatzaufträge für die THW-Einheiten überführt. Wenn notwendige Gerätschaften, Material oder Personal fehlen, kümmert sich das Führungsteam um die Beschaffung der notwendigen Mittel.

 

Der Ruf nach Simbach kam für die Führungsspezialisten des THW Ortsverbandes Hilpoltstein am Sonntag, 5. Juni um halb vier. So machten sich THW-Ortsbeauftragter Werner Hentschel mit zwei Führungskräften der Fachgruppe „Führung und Kommunikation“ – Josef Walter und Michelle Gemeinhardt – sowie THW-Bauchfachberater Josef Schlierf auf dem Weg nach Simbach. Dort angekommen, verschafften sich die THWler einen Überblick über die Lage und konnten sogleich loslegen. „Planen, koordinieren, abwägen und dann Maßnahmen ergreifen. Es gilt, immer wieder neu zu reagieren“, beschreibt Werner Hentschel seine Arbeit als Einsatzleiter. Kontakt zur betroffenen Bevölkerung gab es für Werner Hentschel und sein Team in der Führungsstelle des THWs eher weniger. Trotzdem kann das Team nachvollziehen, wie den Simbachern zumute war. „Wenn man bei Erkundungsfahrten oder aufgrund von eingehenden Lagemeldungen der eingesetzten Kräfte das Ausmaß der Katastrophe sieht, ist das schon bedrückend und unvorstellbar. Die Bilder sprechen hier eine eigene Sprache“, so Hentschel. Neuland war der Einsatz in Simbach für die Hilpoltsteiner THW-Helfer nicht. „In den letzten Jahren waren wir schon bei Hochwassereinsätzen dabei, also eine gewisse Erfahrung ist da“, erklärte Hentschel. Eines jedoch ist bei jeder Katastrophe zum Glück einmalig: „Die Menschen rücken näher zusammen und helfen sich uneigennützig. Dies gilt sowohl für die Bevölkerung als auch für alle eingesetzten Rettungskräfte und Organisationen“, berichtete Hentschel.

 

 

Text: Bernhard Bergauer
Fotos: Josef Walter, Josef Schlierf


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