Das THW Hilpoltstein unterstützte tatkräftig in Rheinland-Pfalz - Ein Rückblick, der Ausdauer beweist

Hochwasserlagen kennt das THW Hilpoltstein aus vielen Einsätzen der Vergangenheit. In diesem Jahr waren es nicht Einsätze an den großen Flüssen, sondern zahlreiche lokale Starkregenereignisse. Es waren in Mittelfranken mehrere heftige Starkregen niedergegangen, so auch im Landkreis Roth, betroffen waren besonders die Ortschaften Allersberg, Lohen, Zell oder Hofstetten. Im Juli traf es dann besonders stark den Westen der Republik und dort ganz besonders das Ahrtal in Rheinland-Pfalz.

Die Wassermassen haben sich in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli im Ahrtal zu einer reißenden Flut gebündelt und eine Schneise der Verwüstung durch das sonst so romantische Weinanbaugebiet gezogen. Über 180 Personen verloren in dieser Nacht ihr Leben. Aus diesem Grund musste besonders schnell besonders viel Hilfe vor Ort geleistet werden. So begann, mit insgesamt mehr als 13.000 Ehrenamtlichen aus 668 Ortsverbänden, der größte Einsatz in der Geschichte des Technischen Hilfswerks. Zwischenzeitlich waren rund 2.400 Angehörige des THWs gleichzeitig im Einsatz, um Personen und Tiere zu retten, unterzubringen sowie zu versorgen, Stauseen zu sichern, Keller auszupumpen, Gebäude vor dem Einsturz zu sichern, Brücken zu bauen, Schlammmassen zu entfernen, Trinkwasserversorgung sicherzustellen, und die Infrastruktur provisorisch wieder herzustellen.

Sieben Einsätze in Rheinland-Pfalz für Koordination und Wiederaufbau

Für die Helfer:innen aus dem Hilpoltsteiner Ortsverband sind Großschadenslagen wie Hochwasser nichts Neues. So leisteten die Katastrophenschützer beim Elbe-Hochwasser 2002 vielfältige Hilfe oder waren beim Hochwasser 2013 an der Donau im Einsatz. „Solch massive Schäden an der kompletten Infrastruktur habe ich aber noch nicht gesehen. Die extreme Größe des Schadensgebiets machte alle Hilfeleistungen deutlich komplexer,“ erklärte der Ortsbeauftragte Alexander Regensburger.

Es wurde in kürzester Zeit ein Bereitstellungsraum, der organisatorische Dreh- und Angelpunkt, am Nürburgring errichtet. Von dort aus wurden auch die Hilfskräfte des THW Hilpoltsteins zu ihren Einsatzorten entsendet – insgesamt sechsmal über zwei Monate verteilt waren die helfenden Hände aus der Burgstadt im Einsatz vor Ort. Und das überwiegend als Führungsunterstützung, manchmal allein und manchmal als Gruppe.

Der erste Einsatz begann, geführt von Alexander Regensburger, am 25.07.21. Dort betrieb er mit drei weiteren Helfern den Meldekopf in Bad Neuenahr. Als nächtliche Ansprechpartner für Anfragen von außen haben sie auch neu ankommende Einheiten erfasst und aufgenommen, und der Einsatzabschnittsleitung vor Ort damit einen Überblick über die zur Verfügung stehenden Einsatzkräfte ermöglicht.

Unter der Führung des Fachberaters Felix Erbe ging es für ein sechsköpfiges Team als Untereinsatzabschnittsleitung nach Rech in der Verbandsgemeinde Altenahr. Hier wurden etwa 45 THW-Kräfte geführt, die Öltanks aufgeschnitten, Häuser abgestützt und unterbaut, Wasser abgepumpt, Stromkabel verlegt, Wasseranschlüsse gesetzt und Müll weggeräumt haben. „In Rech mussten wir vollkommen autark arbeiten – sozusagen mitten im Schlamm,“ berichtete Erbe, „wir waren für Führungsarbeiten im Zugtrupp zuständig, also das Führen einer Lagekarte, Funken, telefonieren oder auch mal das Aggregat nachtanken, um unser kleines Büro zu betreiben.“ Weiterhin gab es einen Infopunkt für die Bevölkerung, wo Unterstützung gesucht und gefunden werden konnten.

„Am meisten im Gedächtnis bleiben mir die Bilder, als wir erstmals durch das Ahrtal gefahren sind. Diese meterhohen, kilometerlangen Schutthaufen werde ich nie vergessen. Ein Dutzend Häuser war komplett weg, andere standen noch vor dem Abriss. Daran hängen natürlich Schicksale, die man auch mitbekommt,“ blickte Erbe auf den Einsatz zurück. Im Gegenzug zeigte sich die beeindruckende Hilfsbereitschaft unter den Menschen. Es kamen private Helfer:innen, um mit anzupacken, und die organisierten Einsatzkräfte arbeiteten Hand in Hand. So kam es schon einmal vor, dass sich der Radlader des THWs mit dem Wechsellader der Feuerwehr die Arbeit teilte, während ein paar Meter weiter die Bundeswehr für die Verpflegung sorgte.

Mit Kameradschaftlichkeit zum Ziel

Wie unkompliziert und kameradschaftlich man im THW zusammenarbeitet, zeigte noch einmal deutlich die Entsendung eines Teams zur technischen Hilfeleistung Mitte September. Fünf Helfer aus Hilpoltstein und drei weitere aus Ingolstadt bildeten ein Team der Fachgruppe „Notversorgung und Notinstandsetzung“. Der Einsatzauftrag führte zunächst zur Ahrtalschule im Ortsteil Altenburg. Der kleine Ort wurde zu gut 80 Prozent von der Flut in Mitleidenschaft gezogen, das machte zahlreiche Häuser unbewohnbar. Um besonders für die Kinder wieder einen geregelten Schulalltag sicherzustellen, war es Aufgabe, die dortige Realschulturnhalle zu beräumen, damit eine zügige Sanierung erfolgen konnte.

Unterstützt wurde die Gruppe durch weitere Teams sowie einer Fachgruppe Räumen, welche Teleskoplader und Kipper mit im Gepäck hatte, um die tonnenschweren Schlammmassen zu transportieren. 

Vor dem Hintergrund der nahenden Wintermonate mit Tempertaturen weit unter dem Gefrierpunkt bildete das Berufsschulzentrum in Bad Neuenahr-Ahrweiler einen weiteren Einsatzschwerpunkt. Das mehrstöckige Schulgebäude wurde vom Hochwasser so stark beschädigt, dass vom Keller bis einschließlich dem ersten Stockwerk das Gebäude nicht mehr für Unterrichtszwecke genutzt werden konnte. Um den Schulbetrieb in den weiteren Stockwerken wieder aufzunehmen und die Zentralheizung in Betrieb zunehmen, war es notwendig, beschädigte Teile der Fensterfassade mit Holzplatten zu verschalen. Diese Maßnahme der Eigentumssicherung zählt zu einer der vielen Einsatzoptionen und beugt zusätzlich Frostschäden in den Wintermonaten vor. Denn bis zur fachgerechten Sanierung wird es sicherlich noch einige Monate dauern.

Beeindruckt war der langjährige THW-Helfer Bernhard Bergauer von der enormen Leistungsfähigkeit der eingesetzten Kräfte im Krisengebiet. „Bei dieser Großschadenslage sieht man erst einmal, über welch breites Einsatzspektrum das THW in Deutschland verfügt. Von der Errichtung eines Camps mit allen notwendigen Versorgungseinrichtungen für die Einsatzkräfte, über die notwendige Trinkwasseraufbereitung, Stromversorgung bis hin zum Brückenbau. All das konnte in kürzester Zeit unbürokratisch realisiert werden“, zeigte sich Bergauer fasziniert.

Ein starkes Netzwerk hält alles zusammen

Nicht nur vor Ort, auch hinter den Kulissen wurde in Hilpoltstein viel rund um den Einsatz gearbeitet. Allem voran Schirrmeister Maximilian Rupp mit seinen Helfern, die vor und nach den Einsätzen dafür sorgten, dass die Fahrzeuge und Gerätschaften gepflegt, gereinigt und aufgeräumt waren. „Wir müssen natürlich sofort wieder einsatzbereit sein, wenn unsere Helfer:innen wieder Daheim sind,“ betonte Rupp.

Bei Fragen und Problemstellungen gab es zu jeder Tages- und Nachtzeit ein offenes Ohr bei den beiden Ortsbeauftragten Regensburger und Kobras, die sich zudem um die bürokratischen Angelegenheiten kümmerten, um den Einsatzkräften den Rücken freizuhalten.

Die Akuthilfe durch das THW ist zwar vorerst abgeschlossen, aber es gibt vor Ort noch einiges zu tun. So müssen von den ursprünglich 22 geplanten Behelfsbrücken noch eine kleine Anzahl an Brücken gebaut werden. Weiterhin bleibt das THW mit rund 40 vielseitig ausgebildeten Einsatzkräften am Nürburgring stationiert, um bei kleineren Aufgaben unbürokratisch zu unterstützen. Sobald mehr Hilfe gebraucht wird, kann das THW jederzeit wieder aus dem gesamten Bundesgebiet Helfer:innen zusammenziehen.

Text: Liam Flohry
Fotos: Michael Arendt, Bernhard Bergauer


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